Frage: Herr Käthe, wie sind Sie in die Kommunalpolitik gekommen?
Antwort:
Vor fast 19 Jahren bin ich in die Kommunalpolitik eingestiegen. Da es in diesen Anfängen auch schon heftig geführte politische Schlammschlachten gab, auch oft unterhalb der Gürtellinie, hatte ich mich entschlossen etwas zu ändern. Mit einigen Mitstreitern gründeten wir die Bürgerinitiative AZ (Allianz für Zossen). Ich wollte schon damals mehr Einigkeit unter den politisch Aktiven erreichen. Nach nicht allzu langer Zeit gründeten sich in Dabendorf und Wünsdorf ebenfalls solche Bewegungen. Eines Tages kamen wir zu dem Entschluss uns zusammen zu tun und gründeten Plan B. Bei der anstehenden Kommunalwahl waren wir sofort erfolgreich und holten über 30Prozent der Stimmen. Gemeinsam haben wir in den nächsten Jahren einiges auf den Weg gebracht.
Frage:
Warum haben Sie Anfang 2020 Plan B verlassen?
Antwort:
So seit ungefähr 2017 wurde der Führungsstil der damaligen Bürgermeisterin fast unerträglich. Dazu kam der Umgang mit uns Gewählten und die ständige Einbeziehung des Sprecherrates, in dem kein Abgeordneter vertreten war, aber dessen Auffassung durchgesetzt werden sollte. Der Höhepunkt für mich aber war, dass nach der verlorenen Bürgermeisterwahl, die Abgewählte sich nicht dazu bereit erklärte, eine persönliche Amtsübergabe durchzuführen. Es wurden keine Fragen zu finanziellen Mitteln, Grundstücken, Gesellschaften, Verwaltungsabläufen usw. geklärt. Sie wollte es der „Neuen“ zeigen und möglichst schwer machen. Das wurde von mir und anderen Stadtverordneten verurteilt. Aber sie verweigerte dies dennoch.
Frage: Was gefällt Ihnen an der jetzigen Politik?
Antwort:
Zossen hat sich im Landeswettbewerb „Meine Stadt der Zukunft“ durch gesetzt. und bekommt eine Zuwendung von bis zu 100 Tausend Euro. Mein Dank an die sozial engagierten Mitbürger, an Politiker, engagierte Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die das zuwege brachten. Das ist ein echtes erstes Zeichen für ein besseres Miteinander. Auch Verbesserungen des Verhältnisses zu anderen Kommunen, der Kreisverwaltung und anderen Institutionen sind erkennbar. Ein von Sachinhalten und Achtung füreinander geprägtes Verhalten von einem Großteil der Abgeordneten und den Verwaltungsmitarbeitern ist ein sehr guter erster Schritt.
Die unaufgeregte Politik der jetzigen Bürgermeisterin Frau Schwarzweller, die nicht nach dem Slogan „Ich habe immer Recht“ arbeitet, zeigt erste Wirkung. Einige Erzieherinnen, die der Stadt schon den Rücken gekehrt hatten, sind zurück gekommen. Sie werden dringend gebraucht.
Frage: Was gefällt Ihnen zurzeit nicht?
Antwort:
Es gibt in der SVV immer noch Abgeordnete, die der abgewählten Bürgermeisterin und deren ständiges „Probleme schaffen, wo es keine gibt“ den Rücken stärken und auch von ihr vorgefertigte Redebeiträge halten. Die Sacharbeit zum Wohle der Stadt und deren Bürger, bleibt somit zum Teil auf der Strecke.
Frage: Was setzen Sie dieser Art Umgang miteinander entgegen?
Antwort:
Es ist natürlich jedem Einzelnen überlassen wie er sich in die Kommunalpolitik einbringt, ob er immer das Wohl der Stadt und deren Bürger verfolgt oder ob er sich zum Untertan von Denunzianten macht.
Frage: Aus Ihrer Sicht: Mit welchen Problemen hat die Stadt gegenwärtig zu kämpfen?
Antwort:
Es sind in erster Linie Hinterlassenschaften der abgewählten Bürgermeisterin. Wir haben im Moment zu viele Baugebiete. Die sind zwar für den Zuzug wichtig, aber es fehlen die nötigen Infrastrukturmaßnahmen. Um nur einige zu nennen:
- Wohnpark an den Pferdekoppeln – kein Straßenanschluss
- Baugebiet „Sonnengärten“ – wurde genehmigt, ohne einen Brückenbau über die Gleise mit der Bahn schriftlich abzusichern. Der Ausbau der Friedensstraße wurde versäumt.
- Baugebiet „Eichenhain2“; „Am Wasserfließ“; „Glienicker Straße“, „Am Olympiastadion“
- Dazu noch Baumaßnahmen, die durch den Landkreis, ohne Mitwirkung der Stadt, genehmigt werden.
- Weiterhin Maßnahmen, die die „Brandenburgische Entwicklungsgesellschaft Zehrensdorf (EWZ) anschiebt.
Frage: Welche Infrastrukturmaßnahmen fehlen?
Antwort:
Fast alle vorgenannten Maßnahmen wurden zwischen 2016 und 2019 angeschoben und genehmigt. Es wurden aber zu wenig Schul, Kita- und Hortplätze geschaffen. Das macht sich jetzt bemerkbar. Auch der Radwegebau, Gehwege sanieren oder neue planen, wurde vernachlässigt. Ganz zu schweigen von einer Umfahrung der Stadt. Die geplante „Nordumfahrung“ von Dabendorf wäre ein Anfang, ist aber zu kurz gedacht und von der Stadt im Moment nicht zu finanzieren. Hier müsste zusammen mit der Nachbargemeinde Rangsdorf eine für beide Kommunen vorteilhafte „Große Umfahrung“ beim Land eingefordert werden. Konkret hieße das: Ab Neuhof / Wünsdorf um Zossen herum, an Großmachnow vorbei bis zum vierspurigen Anschluss Rangsdorf. Der tägliche Blick auf den Verkehr durch beide Orte lässt keinen anderen Schluss zu. Dann könnte auch die Nordumfahrung Dabendorf angeschlossen werden. Die B101 von Ludwigsfelde nach Jüterbog gibt ein gutes Beispiel und auch vom Anschluss an die B96 könnte der Süden des Landkreises profitieren.
Frage: Diese Maßnahmen kann doch Zossen nicht alleine stemmen?
Antwort:
Natürlich nicht. Deshalb bräuchte es ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten, bis hin zum Land, der Bahn und dem Landkreis. Und zwar so, dass jeder davon profitiert. Das war leider nicht möglich mit der abgewählten Bürgermeisterin, die sich mit allen angelegt hat. Natürlich darf aber auch nicht vergessen werden, dass Gelder fehlen, zusätzlich erschwert, weil durch Corona Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer geringer ausfallen.
Frage: Wie sind Sie zurzeit politisch organisiert?
Antwort:
Ich bin der Fraktion unabhängiger Bürger (VuB) beigetreten, nach kurzer Zeit als Fraktionsloser. Weil ich da keine Anträge stellen konnte, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. Gemeinsam mit Abgeordneten anderer Fraktionen wollen wir mit der gewählten Bürgermeisterin Frau Schwarzweller, alles möglich machen, um Zossen attraktiver zu gestalten.
Foto W. Käthe
Text: Wilfried Käthe
Autor: privat