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Warum habe ich meinen Blog gegründet und wie haben sich meine Ziele geändert?

Aufgrund der verschiedenen kritischen Äußerungen, die ich im Laufe des letzten Jahres bis in diese Woche erhalten habe, habe ich hier das Interview hochgeladen, das ich zu diesem Thema Herrn Hahm gegeben habe. Ich schreibe nicht für diejenigen, die an diesen öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen. Sie können sich ja ihre eigene Meinung bilden. Ich schreibe für interessierte Leser*innen, die nicht an ihnen teilnehmen (können). Ich bin aber keine neutrale Beschreiberin jedes einzelnen Wortes und jedes Verhaltens. Ich wähle aus, fasse zusammen und gebe meine Eindrücke und Meinungen wieder. Ich schreibe aus meiner persönlichen Sicht und bemühe mich, das immer klar zu machen. Diese Berichte sind politischer Natur und drücken also meine politischen Positionen aus. Sie waren und sind mein Mittel, mich für vernünftige, höfliche und hoffentlich zunehmend produktive öffentliche Diskussionen zu städtischen Angelegenheiten einzusetzen.


Interview


Bürger fair informieren


Zossenerin Sonja Brentjes berichtet im eigenen Blog über Arbeit des Stadtparlaments


Sonja Brentjes hat zwei Doktortitel als Wissenschaftshistorikerin, bekam hochrangige Forschungsstipendien in Frankreich, den USA, der BRD und Spanien, eine Professur an einem Institut der Aga Khan Universität (Karachi) in London. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Sie hat 6 wissenschaftliche Bücher verfasst. An weiteren fünf Büchern arbeitet sie gegenwärtig. Außerdem engagiert sie sich seit 2015 politisch und kulturell in Zossen. Das macht sie im wahrsten Sinne des Wortes öffentlich. Jürgen Hahm hat mit ihr gesprochen.


1. Frau Brentjes, Sie haben vor einem reichlichen Jahr die Internetseite „Hallo Zossen“ ins Leben gerufen. Warum?


Sonja Brentjes


Nachdem Frau Schwarzweller im Dezember 2019 ihr Amt als neue Bürgermeisterin angetreten hatte, verschärften sich die Angriffe von Plan B und AfD auf sie erheblich. Es wurde in den Ausschüssen und SVVs geschrien und getobt. Presseerklärungen und Blogs verleumdeten sie massiv. Im Sommer 2020 lief ein Bürgerentscheid mit dem erklärten Ziel sie aus dem Amt zu jagen. Ich dachte, eine andere Stimme, gegen diese Kakophonie, wäre unbedingt erforderlich. Also gründete ich hallo-zossen.de.


2. Welche Zossener Bereiche haben Sie vornehmlich im Auge?

Sonja Brentjes


Ursprünglich wollte ich denjenigen Stadtverordneten und Zossener*innen eine Plattform bieten, die diese Unarten wie ich ablehnten. Mit der Formel "höflich, anständig, so korrekt wie möglich" wollte ich eine offene, aber sachliche Diskussion über die Stadt und ihre Bedürfnisse und Nöte auf hallo-zossen.de unterstützen. Aber das hat nur teilweise geklappt. Also habe ich begonnen, meine eigenen Kommentare und Berichte über die öffentlichen Sitzungen zu schreiben. Außerdem habe ich den Aktivitäten des großen Projekts "Für ein l(i)ebenswertes Zossen", das unser Verein Demokratie und Menschlichkeit für Zossen bei der Partnerschaft für Demokratie Teltow-Fläming des Bundesprogramms "Demokratie leben" eingeworben hatte, und den Aktionen der Seniorenprojektgruppe für verbesserte Mobilität und Kultur im Alter großen Raum gegeben. Ich habe auch Veranstaltungen anderer Vereine, Ausstellungen und Informationen zur Pandemie aufgenommen.


3. Stichwort „Parlamentsberichterstattung“: Als Rentnerin müssten Sie ja die Zeit haben, jede Stadtverordnetenversammlung und jede Ausschuss-Sitzung zu besuchen: Oder?


Sonja Brentjes


Nein, eigentlich habe ich kaum Zeit. Ich bin zwar Rentnerin, aber noch voll berufstätig. Ich schreibe Bücher allein sowie mit Kolleg*innen aus vielen Ländern, habe bis Ende 2020 zwei Forschungsprojekte geleitet und halte Vorträge.


4. Wie reagiert die Zossener Öffentlichkeit auf die Informationen ihrer Internetseite?


Sonja Brentjes


Unterschiedlich. Die meisten Zossener*innen kennen meinen Blog nicht. Für einen Teil derjenigen, die ihn lesen, bin ich eine Person, die unerwünschte Wahrheiten schreibt, SVV-Mitglieder kritisiert und satirisch ins Abseits stellt. Für andere war ich so lange eine geschätzte Berichterstatterin, solange ich nur die Krakeeler kritisiert habe. Inzwischen haben sich die Dinge in der SVV erheblich geändert. Eine neue Fraktion ist entstanden; eine weitere ist aus drei früheren Fraktionen hervorgegangen. Die ehemals stärkste Fraktion, nämlich Plan B, besteht nur noch aus drei Verordneten. Damit haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Die Bürgermeisterin ist stärker geworden. Ich kann jetzt also alle Dinge aufspießen – positive wie negative –, egal, von wem sie kommen. Allerdings bin ich weder neutral noch objektiv, denn das geht gar nicht. Ich habe klare politische Überzeugungen, lehne aggressives Verhalten und Verleumdungen ab und schreibe über die Ereignisse aus meiner Sicht, also subjektiv. Aber ich bemühe mich um Fairness, d.h. ich greife niemanden an, nur weil er oder sie zu einer Fraktion gehört, die mir politisch nicht gefällt. Es geht mir immer um das, was gesagt und getan wird. Deshalb freue ich mich, dass es viele Leser*innen gibt, die nicht einseitig urteilen und Kritik akzeptieren, selbst wenn sie "das eigene Lager" betrifft.


5. Wie ich gesehen habe, dürfen sich auch Zossenerinnen und Zossener auf Ihrer Seite äußern. War das von Anfang an so geplant?


Sonja Brentjes


Ja. Wie ich gesagt habe, das war eines meiner ursprünglichen Ziele. Ich würde mich freuen, wenn sich mehr Zossener*innen beteiligen würden.


6. Wie fällt Ihr Resümee nach gut einem Jahr aus?


Sonja Brentjes


Es ist ein großer Zeitaufwand, sowohl das Teilnehmen an den vielen Veranstaltungen als auch das Schreiben, das mich in der Regel mehrere Stunden kostet. Aber ich glaube, es hat sich gelohnt. Die offiziellen Protokolle erscheinen in der Regel erst sehr viel später auf der Webseite der Stadt. Ich weiß auch nicht, ob sie überhaupt jemand außer den Verordneten und der Verwaltung liest. Meine Berichte erscheinen nur wenige Tage, mitunter sogar nur wenige Stunden nach einer Sitzung. Meine Leser*innen sind also schnell und relativ vollständig informiert, obwohl ich natürlich schon beim Mitschreiben zusammenfasse. Schließlich bin ich keine Stenographin und auch kein Tonband. Die Umgangsformen in den Sitzungen sind noch immer nicht akzeptabel. Aber sie sind besser geworden. Das begrüße ich sehr. Ich glaube, mein Blog hat etwas dazu beigetragen.


7. Was wünsche Sie sich, bezogen auf Zossen, für die Zukunft?


Sonja Brentjes


Was die öffentlichen Sitzungen der SVV betrifft, so wünsche ich mir, dass sich alle bewusst an die Geschäftsordnung halten, die Kommunalverfassung einhalten und höflich miteinander umgehen. Wenn ein anständiger Umgangston zur Norm wird, kann man auch über die inhaltlichen Fragen endlich mit größerer Sachlichkeit diskutieren und unterschiedliche Sichtweisen ausloten. Aber ich wünsche mir auch, dass mehr Zossener*innen zu den öffentlichen Sitzungen kommen und sich mit Fragen an den Geschicken der Stadt beteiligen. Ganz besonders wünsche ich mir natürlich, dass die Verleumdungen und unsachlichen Angriffe aufhören. Dann könnte ich auch meinen Blog wieder schließen und mich den schöneren Dingen des Lebens wie unseren Kulturveranstaltungen für Zossener Senior*innen, meinen Büchern oder unseren Tieren widmen.



Autor: Privat


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