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Interview mit dem Abgeordneten Marko Njammasch: Anliegen der Bürger ernst nehmen


Abgeordneter Marko Njammasch (VUB) erfreut über bürgerschaftliches Engagement


Seit gut anderthalb Jahren sitzt Marko Njammasch für die „Vereinigung unabhängiger Bürger“, kurz VUB, im Zossener Stadtparlament. Welche Erkenntnisse er dabei gewonnen hat, welches für ihn die dringlichsten Aufgaben in Zossen sind und wie er sich selbst einbringen will, darüber hat Jürgen Hahm mit ihm gesprochen.


Herr Njammasch, Sie haben die Zossener zu einer Unterschriftensammlung aufgerufen, damit die Deutsche Bahn sich doch noch an den Kosten für eine Brücke in Höhe des Kreisverkehrs in Wünsdorf –Waldstadt beteiligt. Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass Sie noch etwas erreichen können?


Wenn man nichts macht, kann man nichts erreichen. Das ist erst einmal der eine Fakt. Der zweite Fakt ist, wir können uns ja nicht mit der Situation zufrieden geben, weil hier in Wünsdorf ja schon mehrere Bahnübergänge geschlossen wurden. Und deswegen ist es wichtig die Bürger hier vor Ort mitzunehmen und zu versuchen zusammen eine Lösung zu finden. Je mehr Menschen mitmachen, umso größer sind die Chancen etwas zu erreichen.


Hätte die abgewählte Bürgermeisterin nicht gegen den Beschluss der Bahn Widerspruch einlegen müssen?


Nach meiner Kenntnis hat sie das gemacht, aber nicht fristgemäß, sondern erst danach. Aber wir wollen ja jetzt nach vorne gucken und wollen versuchen, Lösungen zu finden. Einer unserer Ansatzpunkte ist das Verkehrsaufkommen. Grundlage der Entscheidung gegen die Finanzierung war die Verkehrszählung 2014. Inzwischen aber hat sich das Verkehrsaufkommen deutlich erhöht.


Was hätte denn die Brücke gekostet?


Rund 4,5 Millionen. Also die Brücke kann auch noch im Nachhinein gebaut werden. Es geht einfach nur darum, wie sie finanziert wird. Die Stadt hätte allein nicht das Geld. Aber die Brücke ist notwendig. Das sagt auch die Feuerwehr. Wenn das Haus brennt, kann man nicht sagen, es dauert 5-6 Minuten länger bis wir da sind.


Die Brücke ist ja nicht das einzige Problem, welches Zossen hat. Was sind denn aus Ihrer Sicht die dringendsten Sachen, die jetzt gelöst werden müssen?


Ja, wo fangen wir da an? Durch den Flughafen ziehen viele Menschen nach Zossen. Die ehemaligen russischen Wohnungen sind jetzt sehr begehrt. Auch die Gewerbegebiete werden für viele Firmen attraktiv. Das ist alles sehr erfreulich. Wir müssen sehr darauf achten, dass auch die Infrastruktur entsprechend mitwächst. Die Bürger mit ihren Familien, die herkommen, haben ja beispielsweise auch ein Anrecht auf Kita-Plätze. Also müssen wir mit Hochdruck daran arbeiten, noch mehr Kita-Plätze zu schaffen. Die Verkehrsanbindungen müssen dringend verbessert werden, sonst kommen die Leute nur mit langen Wartezeiten von und zur Arbeit. Aber auch die Investoren in den Gewerbegebieten sind auf günstige Verkehrsanbindungen angewiesen. Wir versuchen natürlich nachzuziehen, aber alleine schaffen wir das nicht. Wir werden mit den Investoren reden, dass sie beispielsweise eingebunden werden in die Verbesserung der Infrastruktur. Wir sind im Gespräch mit zwei Investoren, die bereit sind, sich an der Schaffung Kitaplätzen zu beteiligen.


Um Ihre Ziele zu verwirklichen, brauchen Sie Verbündete in der Stadtverordnetenversammlung. Wie läuft das dort?


Seit der Bürgermeisterwahl vor einem Jahr hat sich eine Veränderung ergeben. Das sieht man schon an der Sitzeinteilung, wie die Fraktionen sich zusammensetzen. Mir als „jungem“ Abgeordneten fällt auf, dass statt sachlichem Streit oftmals mit unsachlichen Argumenten und Unterstellungen gearbeitet wird, insbesondere von Plan B und AfD. Ich wünsche mir, dass die Fraktionen im Stadtparlament sachlich zusammenarbeiten und versuchen konstruktiv für Zossen mit der Verwaltung an den Problemen zu arbeiten. Alles andere muss hinten anstehen.


Sind Sie trotzdem gerne Stadtverordneter?


Ja, na klar, wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Ich hab mich nicht darauf eingelassen, weil ich Langeweile hatte, sondern es macht ja auch Spaß die Stadt voranzubringen. Ich bin auch gerne Ansprechpartner für den Bürger. Es ist ja nicht so, dass man nur Dresche kriegt, wie man so schön sagt. Man kriegt ja auch positives Feedback, und die Leute nehmen es an. Ich freue mich, wenn sie mich ansprechen und sagen, kannst du nicht mal helfen. Oder wie würdest du das machen? Oder wo kann ich mich hinwenden? Und du kannst einige Ratschläge geben - das ist doch super.


Vielfach ist es ja so, die Leute warten ab, was da von oben oder von außen kommt. Und so richtig zur Mitarbeit sind viele nicht bereit. Haben Sie feststellen können, ob sich daran im vergangenen Jahr etwas zum Positiven bewegt hat?


Ich sehe hier viele motivierte Bürger, die sich engagieren. Wir haben hier die Corona- Hilfe ins Leben gerufen, wo Bürger ehrenamtlich Masken genäht haben, ohne dass eine Anweisung „von Oben“ kam. Ich habe im Rathaus für das Projekt geworben und von der Bürgermeisterin die Zusicherung erhalten, dass die Verwaltung das Projekt unterstützen wird. Der Erfolg war, dass wir viele Bürger, insbesondere in den Seniorenheimen, mit Masken versorgen konnten. Und das war zu einer Zeit, als kaum welche auf dem Markt waren. Da hat man ja gesehen, dass in so einer schweren Phase, die wir ja durchleben, doch schon Potenzial da ist, wo viele mitmachen. Und wir haben das Glück, dass wir eine Bürgermeisterin haben, die sehr offen ist, die Hilfe anbietet.

Ich nehme mir vor, noch mehr auf die Anliegen der Bürger zu achten und sie auch ernst zu nehmen.





entnommen: Anzeiger für Zossen und Umgebung, Dezember 2020

Foto: privat

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